Interview mit dem Handballtrainer Michael Schuller

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2016-05-21 Michael Schuller Trainer Handballfrauen des SC Hoyerswerda I in der mitteldeutschen Oberliga Frauen Foto: Werner Müller

Herr Schuller waren Sie mit ihrem Team und den Leistungen zufrieden im 1. Jahr ihres Wirkens
Rückblickend nach der ersten Saison bei den Frauen des SC Hoyerswerda als Trainer kann ich durchaus ein positives Fazit ziehen. Kritisch muss ich jedoch anmerken, dass wir das Saisonziel, wie anvisiert leider nicht geschafft haben.  Unser Ziel war es zwischen Platz 7-9 zu erreichen, was auch eine absolut realistische Zielstellung gewesen ist. Am Ende sind wir Zehnter geworden und haben den Klassenerhalt geschafft. Aber es gibt Gründe für das Nichterreichen der eigentlichen Zielstellung.

Was waren den die Gründe?
Die Mannschaft war nach meiner Übernahme erst einmal verunsichert. Die Frauen wollten in der zweiten Saison der Mitteldeutschen Oberliga Handball alles ein wenig besser machen als in der ersten Saison. Zuhause bei den Heimspielen ist uns das ganz gut gelungen. Leider konnten wir die Leistungen, die wir zuhause gebracht haben, bei den Auswärtsspielen nicht abrufen. Wir haben auswärts ein anders Gesicht gezeigt wie zu den Heimspielen.

Warum war das so?
Ich sehe die Ursachen in erster Linie im psychologischen Bereich, weil die Frauen bei dem einen oder anderen Auswärtsspiel nicht an Zählbares, nicht an sich selbst geglaubt haben. Sie sind dort hingefahren, haben ihre Leistung abgerufen, aber es fehlte die prickelnde Spannung. Es fehlte die Konzentration und der Siegeswillen. Wir konnten die Höchstspannung nicht aufrechterhalten. Die Frauen traten zu ängstlich auf und der letzte Durchbruch hat gefehlt. Das war zumindest in der ersten Halbserie besonders deutlich.

Wieso in der ersten Halbserie?       
Weil wir in der zweiten Halbserie durchaus positives berichten können von den Auswärtsspielen. So z. B beim BSV Magdeburg und bei BSV Sachsen Zwickau II wo wir bis zu den letzten fünf Minuten das Spiel offenhielten und gleichwertig gestaltet haben und am Ende dementsprechend verloren haben. Das Spiel gegen Sebnitz auswärts war eine absolute Katastrophe der Rückrunde gewesen, weil diese 2 Punkte auf der Habenseite fehlen. Aber das war eher eine Kopfsache als handballerisch verursacht.

Herr Schuller, sie haben ja jahrelang Erfahrung im Männerbereich gesammelt. Sind Frauen anders zu leiten als Männer, sind sie schwieriger wie die Männer?
Handball bleibt Handball das ist Fakt. Aber der Frauenbereich ist aus meiner Sicht etwas schwieriger. Die Leistungsvoraussetzungen innerhalb der Mannschaft waren zu unterschiedlich im Mannschaftsgefüge.

Was Heißt das? Wie wollen Sie das ändern?
Zielstellung für die neue Saison ist, das wir leistungsmäßig innerhalb der Mannschaft das Leistungsniveau angleichen müssen. Für mich heißt das die individuelle Ausbildung der Spielerinnen muss ganz explizit erfolgen. Da gibt es bei einigen manchen Nachholbedarf. Die Spielerinnen müssen herangeführt werden verschiedene Positionen innerhalb der Mannschaft zu besetzen und auszufüllen ohne größere Probleme.

Erfolgt das in der Vorbereitung auf die Saison, oder innerhalb der neuen Saison?
Den Schwerpunkt zur Vorbereitung auf die neue Saison haben wir jetzt schon gesetzt. Wir sind dabei das beim Training schon umzusetzen und das Gespür bei den Spielerinnen dafür zu wecken. Seit zwei Wochen sind wir dabei in einer lockeren Art und Weise das taktische Grundkonzept für die nächste Saison zu üben. Wir wollen die Saison so aufarbeiten, dass wirklich alle Spielerinnen in den Prozess von Anfang an involviert sind. Das war auch eine der Schwierigkeiten zur letzten Saison. Denn in der Vorbereitung der letzten Saison haben ja in der Vorbereitung 6 Spielerinnen gefehlt. Gründe dafür waren unter anderem Schwangerschaft, sowie Verletzung von Spielerinnen und Carolin Uhlmann, die erst später zum Team dazu gestoßen sind. Die Vorbereitung in diesem Jahr sehe ich entspannter und positiver, weil alle in der Vorbereitung auf die neue Saison, denn da sind alle Spielrinnen von Anfang an dabei.

Wer hat Sie als Trainer in besonderer Weise unterstützt?
Ich bin froh und dankbar, dass die Mädels mich bei der Abwicklung der organisatorischen Aufgaben ganz toll unterstützen und den Rücken freihalten. Das Team wurde durch die ganze Abteilung entsprechend gut unterstützt, Natascha Will hat nach ihrem Kreuzbandriss das Team als Co-trainerin entsprechend unterstützt und war auch so immer an der Mannschaft. Ohne ihren Einsatz, wäre vieles so nicht möglich gewesen. Aber gerade im org. Bereich rund um das Team muss in der nächsten Saison noch nachgebessert werden. Unser scheidender Physiotherapeut Marcus Hippe, dessen ausscheiden eine große Lücke hinterlässt und ich sehr bedauere. Die Lücke muss durch den Verein so schnell wie möglich neu geschlossen werden muss war eine große und wichtige Unterstützung, nicht nur im Bereich der Arbeit mit den Verletzten und Rehabilitanden, er war auch immer Ansprechpartner für mich, sein Wissen und Können hat er immer ins Team mit eingebracht. Er war die gute Seele im Team. Ohne die Unterstützung außen herum wie Fanclub Hallensprecher wäre vieles nicht möglich gewesen. Von daher bin ich dankbar für den Zusammenhalt innerhalb und außerhalb der Mannschaft.

Gab es Abgänge?
Torhüterin Laura Kratzert nimmt ein Studium in Leipzig auf und schafft es nicht mehr 3-4 Mal in der Woche zum Training zu kommen. Luise Schimmang macht eine Pause wegen Studium. Mandy Sowa hat sich nach Verletzung des Knies nicht komplett stabilisieren können, sie wird die aktive Laufbahn beenden und wird und im Orgateam unterstützen und wird Co- Trainerin. Nadja Irmisch hat das Angebot von Rödertal angenommen um in der A- Jugend Bundesliga zu spielen. Nina Dybowski wird den Verein verlassen nach Verletzung und Operation am Daumen der Wurfhand.

Gab es Zugänge im Team?
Die Torhüterposition ist jetzt sogar dreifach besetzt. Nicolle Seidel aus Görlitz kommt als Tormann zu uns. Lena Spallek mit richtig starkem Leistungspotential kam ja schon innerhalb der letzten Saison zu uns als Torhüterin. Natascha Will kehrt als Spielerin ins Team zurück. Im Gespräch sind wir mit zwei Mädels. Aber hier ist noch keine Entscheidung gefallen.

Wurde bereits das Saisonziel für die kommende Saison formuliert?
Wir haben in der letzten Saison 12 Punkte geholt. Konnten uns spielerisch im Angriff und Abwehrtechnisch weiterentwickeln. Ziel bleibt in der kommenden Saison Platz 7-9 zu erringen. Das ist durchaus realistisch. In der vergangenen Saison haben wir in auswärts in Sebnitz absolut unnötig verloren. Zwei Unentschieden mit Niederdodeleben und HSV Magdeburg, sowie zwei knappe Niederlagen gegen Thüringer HC und Sachsen Zwickau II waren ja die Knackpunkte, weil wir es in dieser Saison nicht geschafft haben die Zielstellung zu erreichen. Aber ich denke Platz 7-9 ist eine durchaus realistische Zielstellung, die auch machbar ist.

Welche Bedeutung hat der Fanclub für die Mannschaft?
Wenn man die Choreografie des Fanclubs sieht und erlebt merkt schon die Bedeutung für uns. Die Fans treiben die Mädels an, motivieren, führen zur Leistungssteigerung bei den Mädels. Durch die Fans werden Kräfte freigesetzt, die sonst nicht vorhanden wären. Zwischen den Fans und der Mannschaft gibt es ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl das echt stark und einzigartig ist. Hut ab was die Jungs vom Fanclub leisten um uns zu motivieren.

 Das Gespräch mit Michael Schuller führte Werner Müller