Die ersten Sportklässler bekommen ihre Abi-Zeugnisse

Das Hoyerswerdaer Foucault-Gymnasium und Sportvereine starteten 2007 ein Förderprojekt. Nun trägt es Früchte.

Von Hagen Linke

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Ihrer Abifeier kann Charlott Schöps sehr entspannt entgegenblicken. Auf die Frage, ob sie nach den letzten Prüfungen zufrieden ist, antwortet die Foucault-Gymnasiastin mit einem vielsagenden Lächeln. Dieses Lächeln hat sie in den vergangenen Wochen häufiger gezeigt. Zu feiern gab es nicht nur ihren 18.Geburtstag. Charlott spielt Handball und das überaus erfolgreich. Ihre Mannschaft schaffte den Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga.

Dieser Erfolg hat auch mit Charlotts Schule zu tun. Sie und neun andere Abiturienten sind die ersten Absolventen der Sportklassen des Gymnasiums. 2007 erhielten 43 Jungen und Mädchen aus den Klassenstufen 5 und 6 ihre Berufungsurkunden. Zweimal in der Woche, jeweils 90 Minuten, haben sie zusätzlich Training in der Foucault-Sporthalle. Die Lehrer kommen nicht aus der Schule, sondern aus dem Verein. „Das war sehr abwechslungsreich“, sagt Charlott Schöps, die hier, anders als beim SC, gemeinsam mit den Jungs vom LHV trainierte. „Die sind schneller gewesen. Da konnte man sich schön messen.“

Charlott stieg 2007 als Sechstklässlerin in die Sportklasse ein – genau wie ihre Klassenkameradin Merry-Anne Laurisch. Die Sportakrobatin, die vorher getanzt hat, ist erst durch das Training in der Sportklasse für die Akrobatik geworben worden. Andere beginnen schon im Grundschulalter oder vorher. Für Merry-Anne war das kein Problem. Ihr größter Erfolg war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2012 in Orlando. „Das war schon einmalig“, blickt die 18-Jährige zurück. „Ohne die Sportklasse hätte ich das bestimmt nicht geschafft.“ Das Vormittagstraining unterschied sich bei ihr vom Vereinstraining unter anderem durch die kleineren Gruppen. „Da kann der Trainer ein genaueres Auge drauf werfen.“

In der kleinen Turnhalle des Sportakrobatik-Leistungsstützpunktes gleich neben der Schule machen die Sportler auch Schul-Hausaufgaben. Für Merry-Anne, die in Hosena wohnt und den Schulbus nutzte, war das hilfreich. „Man hat schon gesehen, dass andere mehr Freizeit hatten“, sagt sie. Aber als Verzicht habe sie das nicht empfunden. Man denke nur an das Erlebnis Orlando! Handballerin Charlott Schöps wohnt in Königswartha und kennt das Busfahren auch zur Genüge. Beide jungen Frauen hatten fast jeden Tag in der Woche Sport, manchmal zweimal, sogar am Sonnabend. Eine zu große Belastung war das aber nicht, sagt Charlott Schöps: „Man muss gut organisiert sein, fleißig – und den Willen haben.“

Bevor die Sportklassen am Gymnasium entstanden sind, war jahrelang eine Sportschule in der Stadt im Gespräch. Die Sportklässler im Foucault haben nicht weniger andere Fächer als ihre Mitschüler. Andreas Schütze, Sport-Fachbereichsleiter an der Schule, sagt, es werde genau geschaut. Sacken die Leistungen beispielsweise in Mathe ab, muss dafür ein Trainingsvormittag ausfallen. Und nicht alle Sportklässer bleiben bis zum Abi in diesem Fördersystem. Die Sportklassen, die seit 2007 in jedem Jahr gebildet worden sind, hätten im Durchschnitt aber einen besseren Klassendurchschnitt als die „normalen“ Klassen, so Schütze. „Sie sind selbständiger; haben lernen müssen, ihre Zeit ökonomischer einzuteilen.“ Und nicht zuletzt haben die Sportklässler nicht nur im Verein, sondern auch im Klassenverbund viel erlebt. Beim Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ schafften es Foucault-Handballer vor fünf Jahren bis ins Bundesfinale.

Merry-Anne und Charlott Schöps möchten nun gern in der Region bleiben. Die Sportakrobatin will Krankenschwester am Seenland-Klinikum lernen. Und Charlott Schöps sieht ihre Zukunft als Grundschullehrerin. Sie zieht es zum Studium nach Dresden. Neben dem Lehramtsstudium kann sie so ihrer Handballmannschaft weiterhelfen. Also weiter Schule und Sport – die Zeit in der Sportklasse kann also so schlecht nicht gewesen sein.